Rassenporträt

Die Geschichte der PON-Zucht

Dieser Text basiert auf einem Artikel von Prof. Dyakowska, Gründungsmitglied  und langjähriges Vorstandsmitglied des PON-Klubs Polen.

Die ersten schriftlichen Informationen über die Rasse datieren aus dem 16.  Jahrhundert. Paradoxerweise stammen diese ersten Veröffentlichungen aus  England. Die inzwischen verstorbene Mrs. Willison, als deren Verdienst  es gilt, aus dem Bearded Collie einen modernen Ausstellungshund  geschaffen zu haben, schrieb in ihrem Buch:

"Um 1415 trieben die Polen mit anderen Ländern Handel, und es existieren  genaue Aufzeichnungen über die Geschäfte eines gewissen G. Grabski, der  mit seinem Handelsschiff von Danzig nach Schottland segelte, um Getreide gegen schottische Schafe zu tauschen. An Bord seines Schiffes befanden  sich auch sechs Polnische Niederungshütehunde."
Schliesslich wurden  drei dieser Hunde für einen geringen Preis an einen schottischen Schäfer verkauft, der sie ihrer hervorragenden Arbeit wegen bewunderte.

Die nächste Information stammt aus dem siebzehnten Jahrhundert. Der  langhaarige, mittelgrosse Hirtenhund wird in einer schriftlichen  Anordnung der Prinzessin Jablonowska erwähnt, in der sie befahl, dass  solche Hunde wegen ihrer hervorragenden Arbeitsqualitäten von den  Schäfern ihrer Ländereien in Podlasie (nordöstliches Polen) zu halten  seien.

Im Jahre 1779 beschrieb Christopher Kluk, ein anerkannter Zoologie- und  Botanik-Autor, einen Hund, der mit ziemlicher Sicherheit als Ahne des  Nizinny angesehen werden darf. Aufgrund des zotteligen Fells benutzte er das Wort "Pudel":
" ... Pudel, im allgemeinen mittelgross, zottelig, sind sehr schlaue Hunde und haben fast menschliche Intelligenz. Kein  anderer Hund kann mit ihnen im Hüten von Herden verglichen werden."

Die Aufzeichnungen zeigen, dass der mittelgrosse, zottelige Hütehund seit  Jahrhunderten in Polen existierte, vornehmlich im östlichen und  nördlichen Teil. Es gibt keinen Zweifel, dass dieser Hund von einem  asiatischen Schäferhund (Typ Tibet-Terrier) abstammt, der ebenfalls der  Urahn des Puli, des Katalanen, des Schapendoes und anderer Rassen ist.  Da die Rasse zumeist wegen ihrer Arbeitsqualität gehalten wurde, wurde  auf den Typ überhaupt nicht geachtet...

Anfang unseres Jahrhunderts, als das Interesse an der Zucht reinrassiger Tiere in Polen auch bei den Hunden begann, richtete sich das Interesse  einiger Leute auch auf diese intelligenten ländlichen Hunde. Den Anfang  der Zucht verdanken wir den drei Damen Maria Czetwerinska-Grocholska,  Wanda und Roza Zoltowska.

Prinzessin Grocholska hatte einige Hunde ähnlichen Typs gekauft und begann mit  ihrer Zucht auf dem Gut in Planta (östliches Polen). Zum ersten Mal  stellte sie zwei ihrer Hunde 1924 aus. Die Hunde waren von unbekannter  Herkunft, aber ab 1930 stellte sie ihre selbstgezüchteten Tiere aus.  Ihre Spitzenzuchthündinnen waren Fajka und Fryka, ihre Spitzenzuchtrüden Sep und Wykop.

Die Damen Zoltowskie begannen in den 30-er Jahren zu züchten; ihr erstes  Zuchtpaar stammte aus Planta (namentlich Fajkus z Planty und Tuska z  Planty). Sie züchteten fünf Würfe mit diesem Paar. Alle diese Hunde  waren ziemlich ähnlich im Typ: mittelgross, rein weiss oder  bisquit-farben mit dunklen Abzeichen am Kopf. Die meisten von ihnen  waren von Geburt her kurzrutig.

Die Pionierarbeit dieser Damen bewirkte ein wachsendes Interesse an der  Rasse. 137 wurde ein Artikel über ein Forschungsprogramm zur Festigung  und Entwicklung der Rasse in einer offiziellen Zeitung der  Arbeitshundegesellschaft, "Mein Hund", veröffentlicht. Frau Zoltowska  schrieb dort:
"In unserer Region (d.h. im östlichen Teil Polens)  fanden wir einen speziellen Typ von Hütehunden. Der Zuchttyp bleibt,  obwohl die Landbevölkerung ihm keine besondere Beachtung schenkt, stark  und einheitlich. In unserer Zucht haben wir nie Welpen unterschiedlichen Typs, Fells oder Farbe gesehen.Diese Hunde sind begeistert von der  Arbeit mit Schafen und Kühen. Auch sind sie gute Wachhunde. Darüber  hinaus sind sie auch sehr intelligente, freundliche Haustiere."

Der zweite Weltkrieg zerstörte die Bemühungen, die Zucht des Polski  Owczarek Nizinny zu beginnen. Frau Zoltowska hatte den Krieg und den  Warschauer Aufstand mit zweien ihrer Hunde überlebt. Später liess sie  sich in Krakau nieder - mehr ist von ihr nicht bekannt.

Erst als der polnische Verband 1948 gegründet wurde, wurden in Bydgoszcz  (nördlicher Teil Polens) neue Versuche unternommen, die Rasse zu retten  und zu festigen. Pionierzüchter erhielten starke Unterstützung durch die dortigen Offiziellen, und Dank muss der verstorbenen Frau Dubrowinowa  gezollt werden, die den ganzen Plan zur neuen Etablierung der Rasse  organisiert hatte.

Die Pionierzüchter waren die verstorbene Frau Kusionowicz, Bydgoszcz - ihr  Zwinger "Babia Wies" existierte bis 1956 - und die Stütze der Zucht,  Frau Dr. Hryniewicz mit ihrem Zwinger "Kordegarda", die auch heute noch  züchtet. Frau Dr. Hryniewicz liess sich 1945 zunächst in einem kleinen  Dorf an der Ostsee nieder. Später zog sie in die Kleinstadt Leba, wo sie auch heute noch lebt. Als Tierärztin und Züchterin einiger anderer  Rassen war sie von den einheimischen Schäferhunden begeistert. Sie  kaufte zwei Exemplare - Kurta und Laska - von einem Landsmann. Bald nahm sie Kontakt mit Frau Kusionowicz auf und kaufte zwei ihrer Welpen.  Schliesslich erhielt sie eine weisse Hündin aus Krakau, die sehr stark  den Vorkriegshunden ähnelte. Es ist gut möglich, dass die Hündin von dem Zoltowska-Paar, das den Krieg überlebt hatte, abstammte.

1957 wurden vier polnische Niederungshütehunde in Bydgoszcz ausgestellt. Es  gab keinen Rassestandard, aber der dominierende und bevorzugte Typ war  mittelgross, lebhaft, aufmerksam und hatte zotteliges (niemals seidiges  oder wolliges) Fell und zeigte keine ähnlichkeit mit dem Pudel oder dem  Malteser. Der Rassestandard (geschrieben von Frau Dubrowinowa) wurde  1949 akzeptiert.

In der Zwischenzeit züchtete Frau Dr. Hrynewicz den bekannten Hund "Smok z Kordegardy" aus der Verpaarung Kurta und Laska. Smok wurde der "Vater  der Rasse". Schon bald wurde im Kordegardy starke Inzucht auf ihn  betrieben. Glücklicherweise brachte diese Inzucht die Vereinheitlichung  des Rassetyps ohne Erbfehler. der nächste bekannte Hund dieses Zwingers  war der 1976 geborene "Doman z Kordegardy".

Erst nach 1970 nahm die Popularität dieser Rasse zu. Viele neue Züchter  begannen mit der Zucht - vornehmlich mit Hunden, die von Dr. Hryniewicz  gezüchtet worden waren, einige benutzten aber auch Hündinnen mit  unbekannter Abstammung. Gegenwärtig wird die Zahl der in ihrem  Ursprungsland vom polnischen Hundeverband registrierten polnischen  Niederungshütehunde auf ca. 2'600 registrierte Exemplare geschätzt.

Das Interesse an der Rasse bleibt stark und stabil, ohne dass aus dem Polski Owczarek Nizinny ein Modehund zu werden droht.

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